Die Azoren, das unbekannte Paradies!
Tag 1:
Flug via Lissabon nach Horta auf Faial, meine erste Azoreninsel! Mein Flug hat einen Stopover in Lissabon, den ich als sehr schön empfinde, liegt doch der Flughafen nur ca. 6 km von der Innenstadt entfernt! Ich genieße am Rossio in einem Straßencafe eine Bica Cheia, einen Espresso mit extra viel Kaffee und dazu eine Pasteis de nata, ein superleckeres mit Pudding gefülltes Blätterteigtörtchen. Lissabon ist eine Traumstadt mit sehr viel Kultur, tollen Denkmälern, netten und aufgeschlossenen Menschen und sogar Strände gibt es in der Umgebung der Stadt!
Ich streife etwas durch die Stadt und lasse mich treiben. In der Unterstadt laden Flaniermeilen zum bummeln ein, ich fahre jedoch jetzt lieber mit dem Elevador de Santa Justa (ein Personenaufzug von 1902) in die Oberstadt Chiado. Während meines Spazierganges komme ich an alten Kirchen und Plätzen und Miradouros (Aussichtspunkten) vorbei…. Die Saudade, dieses spezielle Gefühl der Menschen nach vergangenem Ruhm, kann ich sehr gut nachfühlen, war doch Portugal vom 15. bis 17. Jahrhundert eine Weltmacht. Jeder Reiseführer erwähnt die Straßenbahnlinie 28E, die in uralten Waggons abenteuerliche Strecken bergauf und -ab durch die Stadt fährt, also nehme ich mir diese Zeit und fühle mich um mindestens 70 Jahre zurückversetzt. Die Bahnlinie fährt entlang vieler wichtiger Sehenswürdigkeiten zur berühmten Kathedrale. Dann schaue ich auf meine Uhr, mir bleibt noch etwas Zeit für ein kurzes Mittagessen in Lissabon und dann geht’s zurück zum Flughafen mit der Metro.
Nach knapp eineinhalbstündigem Flug erkenne ich aus dem Fenster den höchsten Berg Portugals, den Pico, der 2.351 Höhenmeter misst und auch für geübte Bergsteiger eine Herausforderung ist. Jetzt sind es nur noch 20 Minuten Flugzeit bis nach Horta auf der Insel Faial. Die Insel ist recht klein, aber sehr grün und bietet als Besonderheit drei Dinge: eine große Caldeira (Vulkankrater), den man umwandern kann, was ich mir für den nächsten vornehme, dann das Gebiet um Capelinhos, wo 1956/57 ein großer Vulkanausbruch stattfand und heute ein Museum und die Reste eines Leuchtturms an diese Naturkatastrophe erinnern und zu guter Letzt die sehr schöne Hauptstadt Horta. Hier möchte ich gleich mehrere Tage bleiben und die Insel und die
Stadt erkunden.
Tag 2:
Mit dem Leihwagen fahre ich zur Caldeira, einem ungefähr 300 m tiefen Vulkankrater, umwandere diese und genieße von hier tolle Ausblicke über die Insel, wobei ich Glück habe, denn oft ist es, wie ich höre, hier auf knapp 1.000 Höhenmetern sehr neblig durch die niedrig hängenden Wolken. Die Weiterfahrt führt mich durch üppig grüne Landschaften mit Wäldern und Hortensienhecken in Gelb-, Rosa- und Blautönen, wobei mir die blauen am besten gefallen. Nächstes Ziel ist nach einem Kaffeestopp Capelinhos. Hier sieht es fast aus wie in der Wüste, welch ein Kontrast! Der Leuchtturm ist durch die gewaltigen Eruptionen des einstigen Vulkanausbruchs teilweise zerstört. Das Museum nebenan bietet interessante Informationen über die Hintergründe des Vulkanismus. Bis in die USA drang die Kunde von dieser Katastrophe, bei der einige Dörfer stark zerstört wurden und viele Menschen die Insel Richtung Amerika verließen. Der Weg zurück nach Horta ist nicht weit, denn die Insel ist ja nur 14 x 21 km groß.
Für den Nachmittag nehme ich mir Streifzüge durch Stadt Horta vor, eine der schönsten des gesamten Archipels! Ich beginne meinen Spaziergang am Yachthafen, einem Mekka für Segler. Diese Nomaden der Weltmeere machen hier nach der waghalsigen Reise einen Stopp, um Vorräte zu bunkern, sich mal wieder ordentlich zu duschen oder um bei Peter, mittlerweile eine Institution in Kneipenform, etwas zu essen und Post abzuholen. Hier trinke ich ein Imperial Sagres Bier vom Festland und schaue mir die interessanten Gesichter der vielen Gäste an. Später dann beim Laufen durch den Yachthafen sehe ich große und kleine Yachten und viele bunte Bilder auf der Kaimauer. Hier verewigt sich nahezu jeder Atlantiksegler mit teilweise künstlerischen Bildern, die an die gefährliche Reise erinnern. Immer präsent ist der majestätische Pico, der steil aus dem Meer ragt.
Alte Kirchen, Festungen und Häuser im Kolonialstil säumen meinen Weg, bis ich am anderen Ende der 8.000 Einwohner zählenden Stadt einen Berg erreiche. Geschichte umgibt mich hier auf Schritt und tritt: Schon 1775 ging James Cook hier vor Anker und 1933 flog Charles Lindbergh nach Horta, um einen geeigneten Landeplatz für große Wasserflugzeuge im Transatlantikverkehr zu finden. Seit den 20er Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg war Horta ein unverzichtbarer Zwischenstopp für Flüge nach New York, selbst Lufthansa landete hier. Besonders interessiert mich das Deutsche Viertel, welches ab 1900 von der Deutschen Telegrafen-Gesellschaft gebaut wurde. In Horta kreuzten sich damals die Unterseekabel mehrerer Länder, bis 1969 diese Ära endete. An den alten Häusern erkennt man noch in Fensterscheiben eingearbeitete Wappen verschiedener deutscher Königreiche.
Das Wetter ist mit 25 Grad perfekt und ich beschließe zu einem kleinen Strand am Ortsrand zu gehen und zu relaxen. Den Abend verbringe ich in einem kleinen Restaurant in Strandnähe mit frischem Fisch und leckerem Wein der Insel Pico.
Tag 3:
Die Azoren sind als Walbeobachtungspunkt bekannt, also mache ich mich auf und buche vor Ort eine Tour. Anhand einer Schautafel erklärt man den Gästen, welche Tiere man wahrscheinlich zu sehen bekommt. Delfine, Wale, Schildkröten und Vögel. Nach einer Stunde Fahrt mit dem Zodiac entdecken wir unseren ersten Pottwal. Alle an Bord sind aufgeregt und schauen in die Richtung der Dampfwolke, die das Ausatmen des Wals verursacht. Eine Wissenschaftlerin erklärt uns, dass die Wale länger als eine Stunde tauchen können. Dann tauchen plötzlich Delfine direkt neben unserem Boot auf und haben Spaß daran, mit unserem Boot um die Wette zu schwimmen. Vögel fliegen über uns hinweg, die Sonne scheint, im Hintergrund ist immer der imposante Pico in Sicht - die Welt ist in Ordnung.
Tag 4:
Es wird Zeit, die nur 9 km entfernte Nachbarinsel zu entdecken! Früh um 07:30 Uhr nehme ich die erste Fähre. Nur eine halbe Stunde Überfahrt trennen Faial und Pico voneinander. Drüben wartet ein vorbestelltes Taxi auf mich, der Fahrer wird auch mein Guide sein. Zunächst fahren wir ins Weinanbaugebiet, welches mittlerweile zum Weltkulturerbe gehört. Die Weinstöcke sind hier umrahmt von Lavasteinmauern, die die Reben vor dem Wind und vor zu viel Wärme schützen. Ein längerer Spaziergang lässt mich tief eintauchen in diese Ruhe, nur der Wind ist zu hören. Dann geht es weiter durch kleine Dörfer bis nach Lajes, wo ich mir im Museum des Walfangs einen aufschlussreichen Film über den einst harten Kampf Mensch gegen Tier anschaue. Quer über die Insel geht es dann weiter auf die nördliche Seite, wo kleinere und größere Dörfer einen Kontrast zum verlassenen Hinterland bilden, Pico ist lediglich an der Küste besiedelt.
Die Mittagshitze weckt in mir das Bedürfnis nach Erfrischung, also halten wir an einem für unsere Begriffe untypischen „Schwimmbad“ an. Man findet auf den Azoren nicht viele Sandstrände, also haben sich die Einheimischen was einfallen lassen und mit etwas Beton und Eisenleitern Zugänge zum Meer geschaffen. Alles ist sehr sauber und ordentlich, es gibt sogar Duschen und Toiletten.
Direkt nebenan beobachte ich Einheimische, die sich auf gemauerten Lava-Grills ihr Mittagessen zubereiten. Die Menschen hier lieben die Natur, die Geselligkeit und Gaumenfreuden.
Der Taxifahrer fährt mit mir durch kleine, urige Dörfer, deren Häuser komplett aus Lavastein gebaut sind, einige davon beherbergen Adegas, kleine Weinkeller, wo man Weine, aber auch Liköre und Schnäpse der Azoren probieren kann. Das Weinmuseum in Lajido sieht interessant aus, ich betrete eine alte Villa aus Lavastein. Die Ausstellung ist sehr informativ, ich lerne hier auch etwas über Plattentektonik und erfahre, dass sich die Azoren sowohl auf der europäischen, amerikanischen und afrikanischen Platte befinden. Nach einer Schnaps-Probe in einem kleinen Geschäft nebenan entscheide ich mich, die berühmte Mulher Flasche zu kaufen, eine Flasche in Form einer Frau, die einen Umhang mit Kapuze trägt und mit Maracuja-Likör gefüllt ist. Ich trete heraus in das Sonnenlicht und gehe ans Meer, wo sich große Lavasteine befinden, der Wind hat einige davon in bizarre Formationen verwandelt.
Nach der Taxifahrt habe ich Lust zu wandern und lasse mich zu einer Höhle unterhalb vom Pico bringen. Hier versteckte sich einst ein Mönch vor Piraten. Von hier aus wandere ich bergab zwischen Feldern, die von Rosenbüschen und Hortensienhecken eingegrenzt sind auf einem rötlichen Weg bergab, immer in Richtung Madalena. Mein Blick schweift über das Meer zur Nachbarinsel Faial, die ich ganz klar sehen kann. Kühe gibt es hier auch, sie sind unabdingbar für die hiesige Milch- und Käsekultur. Vorbei an kleinen Wäldern und einsamen Gehöften geht es an den Ortsrand von Madalena. Hier gibt es viele Gärten, in denen Bananenstauden stehen, ich sehe aber auch Maisfelder bei den Häusern. Einheimische grüßen mit einem freundlichen 'boa tarde' und lächeln mich an. Ich fühle mich wohl und gehe weiter meines Weges, bis ich, vorbei an der schönen Kirche, den Hafen erreiche. Meine Fähre legt um 21:00 Uhr nach Horta ab, wo ich in nur einer halben Stunde glücklich und erschöpft nach dem langen Tag ankomme.
Tag 5:
Vorab hatte ich schon mein Zimmer auf Sao Jorge in der dortigen Hauptstadt Velas gebucht. Die Fähre schaukelt recht ordentlich auf dem Weg zum Zwischenstopp in Pico. In Sao Roque steigen einige Touristen mit großen Wanderstöcken zu. Noch liegen 45 Minuten Fahrt vor mir, ich hoffe, das Boot wird nicht so sehr der Gewalt der Natur ausgesetzt. Bei der Einfahrt in den Hafen fällt mir gleich das alte Tor Portao do mar auf, ein Teil der ehemaligen Stadtmauer, hinter welcher man sich früher vor den Piraten versteckte. Ich plane für diese Insel mehrere ausgiebige Wanderungen ein. Für heute verbleibt mir die Zeit für eine 3-stündige Wanderung vom Parque das Sete Fontes bis hin zum Leuchtturm und nach Rosais. Wieder lasse ich mich von einem Taxi bringen, die Busverbindungen sind nur für Schüler und Arbeitnehmer gedacht.
Der Park ist wunderschön angelegt und sehr gepflegt, mit Grillplatz, einem Wildgehege, einer Kirche und einem Kinderspielplatz. Einen Wald von Japanischen Sicheltannen kann
man durchwandern, bis man zu einem grandiosen Aussichtspunkt mit Blick auf die Steilküste und die sogenannten Fajas kommt. Diese entstanden durch abgerutschtes Geröll und das Absinken ganzer Felswände im Laufe der Jahrtausende. Ich lerne aus meinem Reiseführer, das diese Fajas, von denen es hier etliche gibt, die ersten Gebiete waren, die überhaupt besiedelt werden konnten. Ich beschließe am nächsten Tag eine Faja-Wanderung zu machen.
Meine jetzige Wanderung jedoch führt mich zwischen Feldern und Wiesen in Richtung eines alten verlassenen Leuchtturms. Links und rechts des Weges finden sich immer wieder große Hortensienbüsche, auf die jeder Gärtner bei uns stolz wäre. Ab und zu erhasche ich einen Blick auf die Nachbarinsel Graciosa. An der Ponta das Rosais beim 1980 von einem Erdbeben zerstörten Leuchtturm mache ich Rast. Bei gutem Wetter sieht man von hier bis Faial, zur Linken erkenne ich die Insel Pico. Schaue ich nach unten, sehe ich 200 m unter mir das Meer und lausche dem Wind und den Möwen. Interessante Felsformationen, gestaltet von Jahrhunderten Erosion runden meine Stimmung ab. Die Wanderung geht weiter bergan und bergab, durch Wälder und Felder, nun hab ich immer die Insel Pico fest im Blick. Der Ort Rosais, ein langgezogenes Straßendorf, bietet außer vielen Bauernhöfen nicht viel, jedoch sind die Ausblicke aufs Meer immer wieder traumhaft. An einem Straßencafe halte ich an, bestelle mir einen Kaffee und rufe meinen Taxifahrer an. Am Abend werde ich dann eine Cataplana probieren. Dies ist eine portugiesische Spezialität, die in einer fest verschlossenen Kupferpfanne gedünstet wird. Ich möchte Fisch mit Entenmuscheln (Lapas) essen und dazu einen eiskalten Atlantis Weißwein trinken. Als Vorspeise werde ich den berühmten Käse von Sao Jorge probieren. Er gilt als der beste der Azoren.
Tag 6:
Heute ist das Wetter nicht so toll, Nebel wabert über die Hänge, es nieselt leicht, ich verschiebe also meine geplante Wanderung auf den nächsten Tag. Man sagt, es gibt auf den Azoren fünf Jahreszeiten - an einem einzigen Tag. Mein Plan ist vom Norden in den Süden und auf die andere Inselseite zu fahren. Die Insel ist 60 km lang und ungefähr 8 km breit. Urzelina hat einen kleinen netten Hafen und eine von einem Vulkanausbruch Anfang des 19. Jahrhundert zerstörte Kirche. Ich schlendere durch den etwas verwilderten Garten hin zum noch stehenden Kirchturm und mache Fotos. Ab und zu kämpft sich die Sonne durch und die etwas triste Stimmung hellt sich auf. Nächster Stopp ist eine der sicherlich schönsten Kirchen der Azoren, die im kleinen Ort Mandas steht. Sie ist der Heiligen Barbara gewidmet. Im Innenraum schmücken Azulejos (Kacheln) einen Teil der Wände und erzählen das Martyrium der Barbara, die Decke ist aus Zedernholz und es gibt einen wunderschönen, mit Blattgold überzogenen Altarbereich.
Der Taxifahrer rät mir, dass wir unbedingt noch bis zum Inselende in die hübsche Kleinstadt Topo und zum Leuchtturm fahren sollten. Ich bin damit einverstanden und wir fahren Richtung Osten.
Unterwegs unterhalten wir uns über die verschiedenen Kuhrassen, die auf der Insel leben, ich erfahre, dass die Holsteiner Kühe die beste Milch liefern und die einfarbigen Charolais Kühe das Fleisch. Das Dorf Topo, den wir nach 40 Minuten erreichen, ist ein kleiner gemütlicher Ort mit alten Herrenhäusern, war er doch mal die Hauptstadt der Insel. Ich mache Fotos vom Leuchtturm des Ortes sowie vom gegenüberliegenden Leuchtturm, während die Sonne wieder in voller Pracht scheint.
Da ich am Nachmittag noch etwas baden will, fahren wir Richtung Velas an der Nordküste entlang und halten noch kurz an zwei Aussichtspunkten mit atemberaubenden Blicken auf die Faja dos Cubres und die Faja do Ouvidor an. Den Nachmittag verbringe ich im kleinen öffentlichen Schwimmbad von Velas. Abends spaziere ich noch durch den Ort und höre das merkwürdige „auaaua“, den Schrei des Gelbschnabelsturmtauchers, welches mich an Katzenjammern erinnert.
Tag 7:
Heute scheint wieder die Sonne und ich werde eine Wanderung von der Serra do Topo bis hinunter zum Meer mehr durch 3 verschiedene Fajas machen. Dafür benötige ich wieder ein Taxi, welches ich mir mit drei anderen Wanderern teile. Nach einer 45-minütigen Fahrt steigen wir in ungefähr 675 m Höhe aus. Man braucht für diese 4-stündige Wanderung keine übermäßige Fitness, sollte aber gute Schuhe dabei haben. Es geht zunächst zwischen Feldern hindurch zu einem Aussichtspunkt und dann an Hortensienhecken vorbei, durch einige Viehgatter hindurch, immer weiter bergab. Später folgen kleinere Wälder, fast in Meereshöhe sogar ein Bach und ein Wasserfall. In Meereshöhe angekommen gelange ich zunächst zur Faja do Santo Cristao, einem kleinen Bauerndorf mit einer hübschen Kirche und einem See, der mit Meerwasser gefüllt ist. Freundliche Bewohner zeigen mir den Weg zum Café.
Hier gibt es keine Elektrizität mehr, seit es 1980 ein stärkeres Erdbeben gab, welches viele Häuser zerstörte und die Einwohner zum wegziehen zwang. Mittlerweile kommen aber immer mehr Menschen zurück, viel Häuser sind repariert worden und dienen als Wochenendresidenz.
Auch ich werde zurückkehren - immer wieder gern.
Flug via Lissabon nach Horta auf Faial, meine erste Azoreninsel! Mein Flug hat einen Stopover in Lissabon, den ich als sehr schön empfinde, liegt doch der Flughafen nur ca. 6 km von der Innenstadt entfernt! Ich genieße am Rossio in einem Straßencafe eine Bica Cheia, einen Espresso mit extra viel Kaffee und dazu eine Pasteis de nata, ein superleckeres mit Pudding gefülltes Blätterteigtörtchen. Lissabon ist eine Traumstadt mit sehr viel Kultur, tollen Denkmälern, netten und aufgeschlossenen Menschen und sogar Strände gibt es in der Umgebung der Stadt!
Ich streife etwas durch die Stadt und lasse mich treiben. In der Unterstadt laden Flaniermeilen zum bummeln ein, ich fahre jedoch jetzt lieber mit dem Elevador de Santa Justa (ein Personenaufzug von 1902) in die Oberstadt Chiado. Während meines Spazierganges komme ich an alten Kirchen und Plätzen und Miradouros (Aussichtspunkten) vorbei…. Die Saudade, dieses spezielle Gefühl der Menschen nach vergangenem Ruhm, kann ich sehr gut nachfühlen, war doch Portugal vom 15. bis 17. Jahrhundert eine Weltmacht. Jeder Reiseführer erwähnt die Straßenbahnlinie 28E, die in uralten Waggons abenteuerliche Strecken bergauf und -ab durch die Stadt fährt, also nehme ich mir diese Zeit und fühle mich um mindestens 70 Jahre zurückversetzt. Die Bahnlinie fährt entlang vieler wichtiger Sehenswürdigkeiten zur berühmten Kathedrale. Dann schaue ich auf meine Uhr, mir bleibt noch etwas Zeit für ein kurzes Mittagessen in Lissabon und dann geht’s zurück zum Flughafen mit der Metro.
Nach knapp eineinhalbstündigem Flug erkenne ich aus dem Fenster den höchsten Berg Portugals, den Pico, der 2.351 Höhenmeter misst und auch für geübte Bergsteiger eine Herausforderung ist. Jetzt sind es nur noch 20 Minuten Flugzeit bis nach Horta auf der Insel Faial. Die Insel ist recht klein, aber sehr grün und bietet als Besonderheit drei Dinge: eine große Caldeira (Vulkankrater), den man umwandern kann, was ich mir für den nächsten vornehme, dann das Gebiet um Capelinhos, wo 1956/57 ein großer Vulkanausbruch stattfand und heute ein Museum und die Reste eines Leuchtturms an diese Naturkatastrophe erinnern und zu guter Letzt die sehr schöne Hauptstadt Horta. Hier möchte ich gleich mehrere Tage bleiben und die Insel und die
Stadt erkunden.
Tag 2:
Mit dem Leihwagen fahre ich zur Caldeira, einem ungefähr 300 m tiefen Vulkankrater, umwandere diese und genieße von hier tolle Ausblicke über die Insel, wobei ich Glück habe, denn oft ist es, wie ich höre, hier auf knapp 1.000 Höhenmetern sehr neblig durch die niedrig hängenden Wolken. Die Weiterfahrt führt mich durch üppig grüne Landschaften mit Wäldern und Hortensienhecken in Gelb-, Rosa- und Blautönen, wobei mir die blauen am besten gefallen. Nächstes Ziel ist nach einem Kaffeestopp Capelinhos. Hier sieht es fast aus wie in der Wüste, welch ein Kontrast! Der Leuchtturm ist durch die gewaltigen Eruptionen des einstigen Vulkanausbruchs teilweise zerstört. Das Museum nebenan bietet interessante Informationen über die Hintergründe des Vulkanismus. Bis in die USA drang die Kunde von dieser Katastrophe, bei der einige Dörfer stark zerstört wurden und viele Menschen die Insel Richtung Amerika verließen. Der Weg zurück nach Horta ist nicht weit, denn die Insel ist ja nur 14 x 21 km groß.
Für den Nachmittag nehme ich mir Streifzüge durch Stadt Horta vor, eine der schönsten des gesamten Archipels! Ich beginne meinen Spaziergang am Yachthafen, einem Mekka für Segler. Diese Nomaden der Weltmeere machen hier nach der waghalsigen Reise einen Stopp, um Vorräte zu bunkern, sich mal wieder ordentlich zu duschen oder um bei Peter, mittlerweile eine Institution in Kneipenform, etwas zu essen und Post abzuholen. Hier trinke ich ein Imperial Sagres Bier vom Festland und schaue mir die interessanten Gesichter der vielen Gäste an. Später dann beim Laufen durch den Yachthafen sehe ich große und kleine Yachten und viele bunte Bilder auf der Kaimauer. Hier verewigt sich nahezu jeder Atlantiksegler mit teilweise künstlerischen Bildern, die an die gefährliche Reise erinnern. Immer präsent ist der majestätische Pico, der steil aus dem Meer ragt.
Alte Kirchen, Festungen und Häuser im Kolonialstil säumen meinen Weg, bis ich am anderen Ende der 8.000 Einwohner zählenden Stadt einen Berg erreiche. Geschichte umgibt mich hier auf Schritt und tritt: Schon 1775 ging James Cook hier vor Anker und 1933 flog Charles Lindbergh nach Horta, um einen geeigneten Landeplatz für große Wasserflugzeuge im Transatlantikverkehr zu finden. Seit den 20er Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg war Horta ein unverzichtbarer Zwischenstopp für Flüge nach New York, selbst Lufthansa landete hier. Besonders interessiert mich das Deutsche Viertel, welches ab 1900 von der Deutschen Telegrafen-Gesellschaft gebaut wurde. In Horta kreuzten sich damals die Unterseekabel mehrerer Länder, bis 1969 diese Ära endete. An den alten Häusern erkennt man noch in Fensterscheiben eingearbeitete Wappen verschiedener deutscher Königreiche.
Das Wetter ist mit 25 Grad perfekt und ich beschließe zu einem kleinen Strand am Ortsrand zu gehen und zu relaxen. Den Abend verbringe ich in einem kleinen Restaurant in Strandnähe mit frischem Fisch und leckerem Wein der Insel Pico.
Tag 3:
Die Azoren sind als Walbeobachtungspunkt bekannt, also mache ich mich auf und buche vor Ort eine Tour. Anhand einer Schautafel erklärt man den Gästen, welche Tiere man wahrscheinlich zu sehen bekommt. Delfine, Wale, Schildkröten und Vögel. Nach einer Stunde Fahrt mit dem Zodiac entdecken wir unseren ersten Pottwal. Alle an Bord sind aufgeregt und schauen in die Richtung der Dampfwolke, die das Ausatmen des Wals verursacht. Eine Wissenschaftlerin erklärt uns, dass die Wale länger als eine Stunde tauchen können. Dann tauchen plötzlich Delfine direkt neben unserem Boot auf und haben Spaß daran, mit unserem Boot um die Wette zu schwimmen. Vögel fliegen über uns hinweg, die Sonne scheint, im Hintergrund ist immer der imposante Pico in Sicht - die Welt ist in Ordnung.
Tag 4:
Es wird Zeit, die nur 9 km entfernte Nachbarinsel zu entdecken! Früh um 07:30 Uhr nehme ich die erste Fähre. Nur eine halbe Stunde Überfahrt trennen Faial und Pico voneinander. Drüben wartet ein vorbestelltes Taxi auf mich, der Fahrer wird auch mein Guide sein. Zunächst fahren wir ins Weinanbaugebiet, welches mittlerweile zum Weltkulturerbe gehört. Die Weinstöcke sind hier umrahmt von Lavasteinmauern, die die Reben vor dem Wind und vor zu viel Wärme schützen. Ein längerer Spaziergang lässt mich tief eintauchen in diese Ruhe, nur der Wind ist zu hören. Dann geht es weiter durch kleine Dörfer bis nach Lajes, wo ich mir im Museum des Walfangs einen aufschlussreichen Film über den einst harten Kampf Mensch gegen Tier anschaue. Quer über die Insel geht es dann weiter auf die nördliche Seite, wo kleinere und größere Dörfer einen Kontrast zum verlassenen Hinterland bilden, Pico ist lediglich an der Küste besiedelt.
Die Mittagshitze weckt in mir das Bedürfnis nach Erfrischung, also halten wir an einem für unsere Begriffe untypischen „Schwimmbad“ an. Man findet auf den Azoren nicht viele Sandstrände, also haben sich die Einheimischen was einfallen lassen und mit etwas Beton und Eisenleitern Zugänge zum Meer geschaffen. Alles ist sehr sauber und ordentlich, es gibt sogar Duschen und Toiletten.
Direkt nebenan beobachte ich Einheimische, die sich auf gemauerten Lava-Grills ihr Mittagessen zubereiten. Die Menschen hier lieben die Natur, die Geselligkeit und Gaumenfreuden.
Der Taxifahrer fährt mit mir durch kleine, urige Dörfer, deren Häuser komplett aus Lavastein gebaut sind, einige davon beherbergen Adegas, kleine Weinkeller, wo man Weine, aber auch Liköre und Schnäpse der Azoren probieren kann. Das Weinmuseum in Lajido sieht interessant aus, ich betrete eine alte Villa aus Lavastein. Die Ausstellung ist sehr informativ, ich lerne hier auch etwas über Plattentektonik und erfahre, dass sich die Azoren sowohl auf der europäischen, amerikanischen und afrikanischen Platte befinden. Nach einer Schnaps-Probe in einem kleinen Geschäft nebenan entscheide ich mich, die berühmte Mulher Flasche zu kaufen, eine Flasche in Form einer Frau, die einen Umhang mit Kapuze trägt und mit Maracuja-Likör gefüllt ist. Ich trete heraus in das Sonnenlicht und gehe ans Meer, wo sich große Lavasteine befinden, der Wind hat einige davon in bizarre Formationen verwandelt.
Nach der Taxifahrt habe ich Lust zu wandern und lasse mich zu einer Höhle unterhalb vom Pico bringen. Hier versteckte sich einst ein Mönch vor Piraten. Von hier aus wandere ich bergab zwischen Feldern, die von Rosenbüschen und Hortensienhecken eingegrenzt sind auf einem rötlichen Weg bergab, immer in Richtung Madalena. Mein Blick schweift über das Meer zur Nachbarinsel Faial, die ich ganz klar sehen kann. Kühe gibt es hier auch, sie sind unabdingbar für die hiesige Milch- und Käsekultur. Vorbei an kleinen Wäldern und einsamen Gehöften geht es an den Ortsrand von Madalena. Hier gibt es viele Gärten, in denen Bananenstauden stehen, ich sehe aber auch Maisfelder bei den Häusern. Einheimische grüßen mit einem freundlichen 'boa tarde' und lächeln mich an. Ich fühle mich wohl und gehe weiter meines Weges, bis ich, vorbei an der schönen Kirche, den Hafen erreiche. Meine Fähre legt um 21:00 Uhr nach Horta ab, wo ich in nur einer halben Stunde glücklich und erschöpft nach dem langen Tag ankomme.
Tag 5:
Vorab hatte ich schon mein Zimmer auf Sao Jorge in der dortigen Hauptstadt Velas gebucht. Die Fähre schaukelt recht ordentlich auf dem Weg zum Zwischenstopp in Pico. In Sao Roque steigen einige Touristen mit großen Wanderstöcken zu. Noch liegen 45 Minuten Fahrt vor mir, ich hoffe, das Boot wird nicht so sehr der Gewalt der Natur ausgesetzt. Bei der Einfahrt in den Hafen fällt mir gleich das alte Tor Portao do mar auf, ein Teil der ehemaligen Stadtmauer, hinter welcher man sich früher vor den Piraten versteckte. Ich plane für diese Insel mehrere ausgiebige Wanderungen ein. Für heute verbleibt mir die Zeit für eine 3-stündige Wanderung vom Parque das Sete Fontes bis hin zum Leuchtturm und nach Rosais. Wieder lasse ich mich von einem Taxi bringen, die Busverbindungen sind nur für Schüler und Arbeitnehmer gedacht.
Der Park ist wunderschön angelegt und sehr gepflegt, mit Grillplatz, einem Wildgehege, einer Kirche und einem Kinderspielplatz. Einen Wald von Japanischen Sicheltannen kann
man durchwandern, bis man zu einem grandiosen Aussichtspunkt mit Blick auf die Steilküste und die sogenannten Fajas kommt. Diese entstanden durch abgerutschtes Geröll und das Absinken ganzer Felswände im Laufe der Jahrtausende. Ich lerne aus meinem Reiseführer, das diese Fajas, von denen es hier etliche gibt, die ersten Gebiete waren, die überhaupt besiedelt werden konnten. Ich beschließe am nächsten Tag eine Faja-Wanderung zu machen.
Meine jetzige Wanderung jedoch führt mich zwischen Feldern und Wiesen in Richtung eines alten verlassenen Leuchtturms. Links und rechts des Weges finden sich immer wieder große Hortensienbüsche, auf die jeder Gärtner bei uns stolz wäre. Ab und zu erhasche ich einen Blick auf die Nachbarinsel Graciosa. An der Ponta das Rosais beim 1980 von einem Erdbeben zerstörten Leuchtturm mache ich Rast. Bei gutem Wetter sieht man von hier bis Faial, zur Linken erkenne ich die Insel Pico. Schaue ich nach unten, sehe ich 200 m unter mir das Meer und lausche dem Wind und den Möwen. Interessante Felsformationen, gestaltet von Jahrhunderten Erosion runden meine Stimmung ab. Die Wanderung geht weiter bergan und bergab, durch Wälder und Felder, nun hab ich immer die Insel Pico fest im Blick. Der Ort Rosais, ein langgezogenes Straßendorf, bietet außer vielen Bauernhöfen nicht viel, jedoch sind die Ausblicke aufs Meer immer wieder traumhaft. An einem Straßencafe halte ich an, bestelle mir einen Kaffee und rufe meinen Taxifahrer an. Am Abend werde ich dann eine Cataplana probieren. Dies ist eine portugiesische Spezialität, die in einer fest verschlossenen Kupferpfanne gedünstet wird. Ich möchte Fisch mit Entenmuscheln (Lapas) essen und dazu einen eiskalten Atlantis Weißwein trinken. Als Vorspeise werde ich den berühmten Käse von Sao Jorge probieren. Er gilt als der beste der Azoren.
Tag 6:
Heute ist das Wetter nicht so toll, Nebel wabert über die Hänge, es nieselt leicht, ich verschiebe also meine geplante Wanderung auf den nächsten Tag. Man sagt, es gibt auf den Azoren fünf Jahreszeiten - an einem einzigen Tag. Mein Plan ist vom Norden in den Süden und auf die andere Inselseite zu fahren. Die Insel ist 60 km lang und ungefähr 8 km breit. Urzelina hat einen kleinen netten Hafen und eine von einem Vulkanausbruch Anfang des 19. Jahrhundert zerstörte Kirche. Ich schlendere durch den etwas verwilderten Garten hin zum noch stehenden Kirchturm und mache Fotos. Ab und zu kämpft sich die Sonne durch und die etwas triste Stimmung hellt sich auf. Nächster Stopp ist eine der sicherlich schönsten Kirchen der Azoren, die im kleinen Ort Mandas steht. Sie ist der Heiligen Barbara gewidmet. Im Innenraum schmücken Azulejos (Kacheln) einen Teil der Wände und erzählen das Martyrium der Barbara, die Decke ist aus Zedernholz und es gibt einen wunderschönen, mit Blattgold überzogenen Altarbereich.
Der Taxifahrer rät mir, dass wir unbedingt noch bis zum Inselende in die hübsche Kleinstadt Topo und zum Leuchtturm fahren sollten. Ich bin damit einverstanden und wir fahren Richtung Osten.
Unterwegs unterhalten wir uns über die verschiedenen Kuhrassen, die auf der Insel leben, ich erfahre, dass die Holsteiner Kühe die beste Milch liefern und die einfarbigen Charolais Kühe das Fleisch. Das Dorf Topo, den wir nach 40 Minuten erreichen, ist ein kleiner gemütlicher Ort mit alten Herrenhäusern, war er doch mal die Hauptstadt der Insel. Ich mache Fotos vom Leuchtturm des Ortes sowie vom gegenüberliegenden Leuchtturm, während die Sonne wieder in voller Pracht scheint.
Da ich am Nachmittag noch etwas baden will, fahren wir Richtung Velas an der Nordküste entlang und halten noch kurz an zwei Aussichtspunkten mit atemberaubenden Blicken auf die Faja dos Cubres und die Faja do Ouvidor an. Den Nachmittag verbringe ich im kleinen öffentlichen Schwimmbad von Velas. Abends spaziere ich noch durch den Ort und höre das merkwürdige „auaaua“, den Schrei des Gelbschnabelsturmtauchers, welches mich an Katzenjammern erinnert.
Tag 7:
Heute scheint wieder die Sonne und ich werde eine Wanderung von der Serra do Topo bis hinunter zum Meer mehr durch 3 verschiedene Fajas machen. Dafür benötige ich wieder ein Taxi, welches ich mir mit drei anderen Wanderern teile. Nach einer 45-minütigen Fahrt steigen wir in ungefähr 675 m Höhe aus. Man braucht für diese 4-stündige Wanderung keine übermäßige Fitness, sollte aber gute Schuhe dabei haben. Es geht zunächst zwischen Feldern hindurch zu einem Aussichtspunkt und dann an Hortensienhecken vorbei, durch einige Viehgatter hindurch, immer weiter bergab. Später folgen kleinere Wälder, fast in Meereshöhe sogar ein Bach und ein Wasserfall. In Meereshöhe angekommen gelange ich zunächst zur Faja do Santo Cristao, einem kleinen Bauerndorf mit einer hübschen Kirche und einem See, der mit Meerwasser gefüllt ist. Freundliche Bewohner zeigen mir den Weg zum Café.
Hier gibt es keine Elektrizität mehr, seit es 1980 ein stärkeres Erdbeben gab, welches viele Häuser zerstörte und die Einwohner zum wegziehen zwang. Mittlerweile kommen aber immer mehr Menschen zurück, viel Häuser sind repariert worden und dienen als Wochenendresidenz.
Auch ich werde zurückkehren - immer wieder gern.
Jörg Löffler
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