Sambia: Der magische Sambesi

Sambia: Der magische Sambesi

Der Flug von Johannesburg (Südafrika) nach Livingstone in Sambia bietet Aussicht auf scheinbar endlose Ebenen, Steppen, die ab und an von niedrigen Bäumen gespickt sind. Wie die Adern auf der Stirn meiner früheren Mathematiklehrerin, die ich mit meinem nicht vorhandenen Talent zuweilen zur Weißglut trieb, durchziehen dunkelbraune Strukturen die Landschaft. Hier müssen vor langer Zeit Flüsse durch die Landschaft mäandriert haben, doch alle versickerten in der Trockenheit Afrikas.
Nahezu zwei Stunden lang bietet sich dieses Bild aus dem Flugzeugfenster. Nur ab und zu wird es unterbrochen von einer kleinen Siedlung und deren in der gleißenden Sonne glitzernden Dächern. Einer Anomalie gleich durchschneidet mancherorts eine kerzengerade Straße wie mit dem Lineal gezogen die windenden Trockentäler.
Dann plötzlich ein rot in die Landschaft gekerbter Canyon, dessen Schluchten große Ähnlichkeit mit einem Vulkankrater aufweisen. Das Flugzeug nähert sich wie in Zeitlupe trotz der unglaublichen Geschwindigkeit und nach und nach geben die Flanken den Blick frei auf das was sie zwischen sich verbergen: hier fließt er, der sagenumwobene Sambesi.
Das Wasser strömt in weißer Gischt über die rauen Felsen und schlängelt sich seinen Weg über unzählige
DSCF6323_1Strudel flussabwärts. Einige Büsche und Bäume trotzen der Gewalt eisern und werden von ihr auf wundervolle Weise umarmt.

Dann dreht das Flugzeug seine Tragflächen und schwenkt in eine Kurve. Wieder eröffnet sich dem Zuschauer eine unfassbare Szenerie: Eine Narbe auf dem Gesicht der Erde tut sich auf, in die Unmengen von Wasser herein stürzen und eine Wolkenlinie bilden, die sich weithin sichtbar in den Himmel ausdehnt. Mosi Oa Tunya, der donnernde Rauch, so nennen ihn die Einheimischen und spätestens jetzt weiß ich weshalb. Es ist ein Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht!

 

Unsere Lodge liegt am Oberlauf des Sambesi, wo der breite Strom gemächlich, nahezu ohne Wellen und scheinbar strömungslos auf die Wasserfälle zufließt. Noch deutet nichts darauf hin, was das Wasser in weniger als einem Kilometer Entfernung erwartet. Ein kleiner Eisvogel saust am Ufer entlang und stößt kurze, piepsende Töne aus; weiße Reiher fliegen anmutig im Formationsflug unmittelbar über die Wasseroberfläche des Flusses, um Insekten
DSCF6342_1einzusammeln; ein entenähnliches Quaken dringt aus dem Schilf an mein Ohr und mischt sich mit dem gelassenen „Ö-ö-ö!“ eines Flusspferdes, das sich an der gegenüberliegenden Uferseite aufhält, aber klingt, als sei es ganz nah.

Schnell senkt sich hier der wärmende Sonnenball in Richtung Horizont und verschwindet binnen Sekunden hinter den Galeriewäldern. Die dunklen Silhouetten der Sunset-Cruises heben sich kontrastreich vom nun silbrig leuchtenden Fluss ab, während sich am Horizont ein dunkelrotes Lichtband abzeichnet. 

Dann fällt die Nacht und mit ihr erscheinen die zahllosen Sterne des Südhimmels. Einer der Sterne steht sehr tief am Firmament und pulsiert mit seinem kräftigen Leuchten. Er leuchtet so stark, dass er sich sogar im schwarzen Wasser des Sambesi als kleiner Streifen widerspiegelt. Die Zeit der Moskitos und Nachtfalter hat eingesetzt und Fledermäuse, Flughunde und Eulen begeben sich nun auf die Jagd.


Denise Crocoll


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