Besuch des Tores zur Hölle - Seidenstraße

Besuch des Tores zur Hölle - Seidenstraße

Zusammen mit zwei Freunden hatte ich mir für den Sommer 2019 eine Tour entlang der Seidenstraße durch die ehemaligen Sowjetrepubliken Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan und Kasachstan ausgesucht.

Angeregt durch einen Reisebericht des Comedian Bernhard Hoecker war ich bereits vor längerer Zeit auf das Tor zur Hölle inmitten der Wüste Karakum gestoßen. Dabei handelt es sich um einen über 60 Meter durchmessenden Krater, aus dem Methan ausströmt. Dieses wurde – verschiedenen Legenden nach entweder von den Sowjets oder von einem Ziegenhirten – in Brand gesetzt und brennt nun schon mehrere Jahrzehnte.

Da die Seidenstraßentour in Turkmenistan startet, fragten wir an, ob ein Besuch am Tor der Hölle möglich wäre. Das Djoser Team organisierte dann alles für uns.

Wir flogen zwei Tage vor der Reisegruppe von Frankfurt via Baku nach Ashgabat. Hier galt es, eine Reihe an Einreiseformalitäten und -kontrollen zu absolvieren. Erwähnenswert ist ein Terminal, das von allen Fingern Abdrücke nimmt. Die Kunst besteht darin, alle Finger so zu platzieren, dass überall grüne Lampen aufleuchten. Gar nicht so einfach. Am Ausgang wurden wir von unserem Guide in Empfang genommen, der uns zum Hotel brachte und dort alles erläuterte.

Aufgrund der sommerlichen Hitze von weit über 40 Grad wollte unser Guide erst am Nachmittag zum Tor zur Hölle aufbrechen. So hatten wir den Vormittag zur freien Verfügung, um uns ohne Begleiter in Ashgabat zu bewegen. Unser Guide hatte uns aber ausdrücklich instruiert, wie wir uns verhalten sollen. Dennoch wurden wir schon nach kurzer Zeit von freundlichen Ordnungshütern angesprochen, weil wir wohl genau vor der Geheimdienstzentrale ein Foto von einer Statue des Präsidenten gemacht hatten. Aber man ließ uns nach ein paar Minuten weiterziehen und wünschte uns ein „Happy Tourist“. Es folgte ein Besuch des Russischen Basars und ein munteres Probieren hier und da.

Nachmittags holte uns dann unser Guide am Hotel ab. Er hatte einen Fahrer mit Allradwagen dabei, der mit allerlei Campingausrüstung und Proviant beladen war. So ausgerüstet fuhren wir gen Norden in das Herz der Wüste Karakum (275 km bzw. 3,5h Fahrt - einfach). Wie nicht anders zu erwarten, wurden wir auf dieser Fahrt mehrfach angehalten und die Papiere kontrolliert. Aber alles lief gut, die Beamten machten auch nur ihren Job. Die Straße war zu Beginn noch erstaunlich gut und so fuhren wir zügig weiter gen Norden. Anfangs stoppten wir noch jedes Mal, wenn am Straßenrand ein Kamel auftauchte. Später schauten wir dann einfach nur noch aus dem Fenster und sahen zu, wie die Landschaft an uns vorbeizog und immer kärger wurde, während wir den Erzählungen unseres Guides lauschten.

Am Rande der Zivilisation machten wir einen letzten Stopp in einem kleinen Dorf und versorgten uns noch mit Bier und Wodka für den Abend. Das erste kühle Bier tranken wir direkt. Die Hitze war mittlerweile wirklich unerträglich. Ja, eine großartige Idee im heißesten Monat des Jahres in die Wüste zu fahren.

Schließlich erreichten wir am frühen Abend unser Ziel: das „Tor zur Hölle“. Während Guide und Fahrer das Camp für die Nacht und ein BBQ vorbereiteten, umrundeten wir staunend den Krater. Das Lodern und Brennen zog uns in seinen Bann. Wie kann es sein, dass der Felsen brennt und das Feuer nicht erlischt? In der Ruhe der Wüste hört man das Rauschen. Wie bei einem Gasofen in der heimeligen Wohnung rauscht es ununterbrochen. Ab und an kommt ein Wind auf und bläst Gas aus dem Krater. Dieses ist so heiß, dass man sich wegducken muss, will man sich nicht das Gesicht verbrennen. Eine Umzäunung schützt den unachtsamen Schaulustigen zwar davor hinabzustürzen, aber viele Besucher klettern hinüber, um ein noch spektakuläreres Foto machen zu können.

Man ist mitnichten allein am Tor zur Hölle. Wir trafen eine Kanadierin, die mit einem Truck mit mehreren anderen von China nach Istanbul unterwegs war, eine Japanerin, die sich ein Taxi von Ashgabat aus genommen hatte und zwei Stewardessen aus unserem Hinflug, die ihre freien Tage in Turkmenistan für einen Ausflug nutzten.

Als die Sonne über der Wüste versunken war, gingen wir zu unseren Begleitern. Unser Fahrer war gleichzeitig der Koch und hatte ordentlich aufgelegt. So gab es Fleischspieße und Hühnchen, Salate und Brot sowie das mitgebrachte Bier und der Wodka.

Nach dem Essen schlenderten wir noch einmal zum Krater. Nachts finde ich ihn besonders imposant. Die einzige Lichtquelle in der dunklen Nacht. Das wohlige Lodern der Flammen spendete uns angenehme Wärme.

Die Nacht verbrachten wir in einer Jurte in sicherem Abstand zum Krater. Da es auch nachts noch so heiß war, verließ ich das Zelt, beobachtete die Sterne und genoss den Sonnenaufgang über der Wüste. Ein erhabener Moment.

Vor dem Frühstück schauten wir noch ein letztes Mal am Krater vorbei. Im Glanz der Morgensonne zeigte er wieder ein goldenes Gesicht.

Nach dem Frühstück ging es wieder zurück nach Ashgabat. Wir legten noch ein paar Stopps ein, um weitere Gruben und die Überreste einer verlassenen Siedlung zu besuchen, bevor wir dann am Mittag in unserem Hotel eintrafen. Von der Rückfahrt bekamen wir allerdings nicht viel mit, schliefen wir doch fest auf dem Rücksitz und träumten von diesem unvergesslichen Ausflug.
 

Thorsten E., August 2019

Hier finden Sie eine Übersicht über Djoser-Reisen zur Seidenstraße.