Reisbauer für einen Tag

Reisbauer für einen Tag

Der Tag begann mit vielen Wolken, aus denen ein feiner warmer Regen kam. Heute sollten wir das Leben der Reisbauern in Vietnam kennen lernen und selbst mit Hand anlegen. Doch bevor es losgehen konnte, sprangen wir in einer Seitenstraße von Hoi An zu einem der vielen kleinen Läden in denen es alles zu kaufen gibt, was eine vietnamesische Familie so braucht und wir erstanden große Regencapes aus Kunststoff, transparent, in knall bunten Bonbonfarben für wenig Geld. Vor dem Regen waren wir nach dem Überstreifen sicher, aber bei den tropischen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit wurden wir durch unser eigenes Schwitzwasser auch nass. Egal, wir sahen einfach klasse aus.

Auf halbem Weg zu den Bauern wurden wir von einem echten Ochsenkarren, der von einem mächtigen und mit großen Hörner bewehrten Wasserbüffel gemächlich über die Landstraße gezogen und vom Bauern geführt wurde, aufgegabelt. Hinten auf dem Wagen war für alle Platz. Schnell verließen wir die geteerte Straße zwischen den saftig grün schimmernden Reispflanzen und bogen mit unserem Karren in einen Trampelpfad zwischen fertigen und halbfertigen Häusern ein. Neugierige Kinderaugen lugten hinter Zäunen hervor und beobachteten unseren bunten Umzug - fast wie im Karneval.

Ein kurzes Stück später war die Wasserbüffelkarrenfahrt auch schon vorbei und wir wurden von unserer Bauernfamilie freundlich begrüßt. Für jeden standen Gummistiefel und Feldarbeitskleidung im sozialistischen Einheitslook des großen Vorsitzenden Ho und die auch bei uns so beliebten Strohhütte bereit. Auch mussten wir uns erst daran gewöhnen, dass den ganzen Tag vietnamesische Musik und Nachrichten aus Lautsprechern in der Nähe der Felder schallte. Es wurden dort die Errungenschaften und Erfolge des Staates und seiner Bauern gepriesen. Das kam den Älteren und aus Ostdeutschland kommenden Mitreisenden von uns doch bekannt vor.

Wie wir jetzt erfuhren, tragen normalerweise nur die Frauen diese Strohhüte bei der Feldarbeit. Ein Tässchen Tee und ein kleiner Snack stärkte uns. Dann ging es für die Gruppe im Gänsemarsch raus auf die Felder. Dabei musste jeder aufpassen nicht in eines der mit Wasser gefüllten Reisfelder zu fallen, weil die Dämme auf denen wir gingen, nicht allzu breit waren. In Sichtweite des Bauernhauses angekommen stand unser Wasserbüffel auch schon auf einem noch nicht bepflanzten, aber bereits gewässerten Feld. Er wurde eingespannt und sollte nun mit einer Egge eine tiefe Furche durch den Schlamm ziehen. Dazu durfte, wer wollte von der Gruppe, hinter dem Büffel hergehen und ihn durch zu rufen antreiben. Dabei versanken wir bis zu den Knien in der matschigen und lauwarmen Wasserbrühe. Ein komisches und sehr gewöhnungsbedürftiges Gefühl. Dazu kam  die ständige Angst auszurutschen und mit der ganzen Montur reinzufallen und das Gelächter der Gruppe für sich gewonnen zu haben.

Die Kinder durften auch auf dem Büffel reiten, wenn er die Egge zog und so hatten alle ihren Spaß. Beim zweiten Abschnitt der Feldarbeit wurde dann ein Holzrechen hinter dem Büffel angespannt auf dem man stehen konnte und fast das Gefühl des Matschsurfens bekam. Zum Glück fiel auch dabei keiner ins Wasser, aber wie Schweinchen sahen wir trotzdem alle aus. Es war echt lustig. Endlich hatte unser Büffel frei und der Bauer und seine Frau gaben jedem von uns Reispflanzen und zeigten uns, wie man diese Reihe für Reihe und in der richtigen Tiefe im Matsch pflanzte. Wer bis jetzt noch nicht schmutzig war, war es anschließend. Reis pflanzen sieht so leicht und perfekt aus, wenn man es kann, aber wir hatten unsere liebe Mühe die Reihen gerade auszurichten.

Anschließend zeigte unser Bauer uns noch, wie sie mit selbstgeflochtenen Eimern aus Palmblättern das Wasser in oder aus den Feldern bekommen.  Dazu muss man wissen, dass Reis zwar viel Wasser braucht, aber bei zu viel Wasser auch verfault. Jeder aus der Gruppe fand etwas zum mit anpacken und alle hatten richtig viel Spaß, auch unsere Gastfamilie mit uns.

Nach so viel Feldarbeit hungrig geworden, watschelte die gesamte Gruppe zurück zum Haus. Hier erklärte und zeigte uns die Bäuerin wie der Reis weiter verarbeitet wird. Wie er gedroschen und sortiert, getrocknet und geschält wird. Wie man aus Reis Reispapier macht und viele andere Dinge mehr.

Gleichzeitig kochte die älteste Tochter auf der offenen Sommerküche ein lecker duftendes Fischgericht. Wir konnten uns kaum konzentrieren und hatten alle mächtig Hunger. Nach kurzer Zeit war das Essen fertig und es gab natürlich Reis aus eigener Ernte und Reiskuchen aus dem Ofen und Reispapier und für die Erwachsenen Reisschnaps.

Toll, was man aus Reis alles machen kann. Doch das war noch nicht das Ende des Tages. Der Bauer und seine Frau haben mittlerweile auch ein sogenanntes Homestay. Das heißt, wer will, kann direkt neben dem Bauern und seiner Familie mitten in den weiten Reisfeldern in einer eigenen Ferienunterkunft wohnen. Und da der Regen mittlerweile aufgehört hatte und die Sonne vom blauen Himmel heiß über den Feldern schien, durfte, wer wollte, noch in den super schönen Pool des Homestay springen.

Ich bin mir sicher, keiner wird den Tag so schnell vergessen und die vielen Bilder die wir gemacht haben, werden uns noch lange an die super nette vietnamesische Bauernfamilie erinnern, die uns einen Tag in ihr Leben hat blicken lassen.                  

Sven

Hier finden Sie eine Übersicht über Djoser-Reisen nach Vietnam.