Kolumbien – zwischen Wassermassen und Schaukelstühlen

Kolumbien – zwischen Wassermassen und Schaukelstühlen

Die Zeit scheint an unserem nächsten Zielort stehen geblieben zu sein: Mompox, zwischen den Armen des Río Magdalena gelegen, des mythischen Hauptstroms Kolumbiens – ein koloniales Kleinod in immerwährender Hitze, dessen Hauptverkaufsprodukt hölzerne Schaukelstühle sind ...

Autos gibt es nur wenige, dafür mehr Esel‑ als Pferdekarren. Und wer nicht zu Fuß ist, fährt Motorrad, Fahrrad oder mit dem Mototaxi, eigentlich eine Motorradrikscha.

Der leichte Wind wirbelt den Staub auf den Straßen auf, die in der Mittagshitze verlassen sind. Im Schatten wird Domino gespielt.

Die kleine, abgelegene Stadt, die sich ebenfalls mit dem Welterbetitel schmückt, döst seit Ewigkeiten vor sich hin. Verschnörkelte, schmiedeeiserne Gitter zieren die Fenster und Türen der einstöckigen Häuser mit hübschen Innenhöfen. Die alten Frauen, die abends auf den Schaukelstühlen vor ihren Häusern sitzen, scheint die Zeit vergessen zu haben.

Käme Alexander von Humboldt eben vorbei, wunderte man sich wohl nicht sehr. Und die fantastischen Romanwelten eines Gabriel García Márquez sind hier zum Leben erweckt.

Seinen Geburtsort Aracataca, den viele als das eigentliche Macondo aus "Hundert Jahren Einsamkeit" betrachten, haben wir auf dem Weg von der Küste nach Mompox besucht. Über Schotterpisten und per Lastenkahn über einen Seitenarm des Río Magdalena haben wir schließlich Mompox erreicht mit seinen barocken Kirchen und der Stadtsilhouette am Fluss, die sich seit den Zeiten Simón Bolívars wohl kaum verändert hat.

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Restaurants findet man hier kaum und auch Postkarten sucht man, wie beinahe überall auf unserer Reise vergeblich. Kolumbien liegt definitiv abseits der Touristenströme der Welt.

Es ist sicher die abgelegene Insellage im Schwemmland der großen Flüsse, die Mompox seinen besonderen Charme verleiht. Palmwedelgedeckte Lehmhäuser und Bretterhütten in der ansonsten sehr dörren Umgebung werden mit dem Sand aus den Flussarmen errichtet. In den ärmlichen Dörfern scheint es in feuchter Hitze mehr Moskitos als Menschen zu geben. Schmale Langboote (Johnsons) transportieren Mensch, Esel und Motorräder gleichermaßen.

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Zum Höhepunkt und Ende der Regenzeit steigt der Wasserstand teilweise so gewaltig, dass die Menschen in den Dörfern auf Sandsäcken leben müssen und dass ihre Ernten vernichtet werden. Glücklicherweise bleibt diese Katastrophe in diesem Jahr aus, dafür können wir per Boot in ansonsten abgetrennte Seen verstoßen. Es bietet sich uns eine magische Landschaft aus zwischen Wasserhyazinthen versteckten Kanälen und riesigen Wasserflächen – ein Paradies für Vögel und auch für etliche Fischer, die ihre Netze von Einbaumbooten aus einholen.

Kaum vorstellbar wie viel Wasser sich hier sammeln muss, um es großflächig so gewaltig ansteigen zu lassen, dass es die Lebensgrundlagen der Menschen immer wieder aufs Neue bedroht.

Mit einer dreimal am Tag verkehrenden Fähre, einem instabilen Gefährt aus Stahlplatten, das von einer Art zweistöckigem Personenfloß geschoben wird, überqueren wir nach zwei Tagen mit unserem Kleinbus in anderthalbstündiger Fahrt wieder den Río Magdalena. Dieses mal geht es zurück auf die Panamericana, um schließlich Cartagena zu erreichen – die meist besuchte Stadt des Landes, koloniales Juwel an der Karibik, Stadt der Reichen und erneutes Kontrastprogramm im so vielfältigen Kolumbien!

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Stefan Middeke


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